Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Die Franzosen und das Essen

von Timea Piatro Griffiths

geposted in Oh! Die Franzosen

Ein Auszug aus einem sehr interessanten Artikel, gefunden im New York magazine (Link siehe unten), der den Restaurant-Wahn in den Staaten beschreibt. Ein ähnlicher Trend ist aber auch in Frankreich bemerkbar.

"In the past, most people (except the rich) ate out only on special occasions. Now for an increasing number, the home-cooked meal is the special occasion, while the $75 dinner for two has become commonplace. [...] Oblivious to their budgets, many middle-class New Yorkers go out for diner at least four times a week. "Even when I can't afford it, I still do it," says Maureen O'Sullivan, a free-lance production coordinator. "Whether it cuts into my income isn't the issue. Restaurants have become one of those built-in necessities, like telephones and electricity."

Letztens waren wir bei Freunden eingeladen (keine Franzosen, aber sie leben definitiv schon zu lange hier). Während sich die Männer im Nebenzimmer über Whiskey, Wein und Fußball unterhielten, durfte ich Zeuge eines Gespräch unter Frauen sein.

"Wart ihr schon einmal im New Delhi?" - "Nein? Oh da müsst ihr unbedingt ihn! Es ist einfach unglaublich dort! Und das Naan Brot - hach - einfach unbeschreiblich."

"Aber ich habe vor kurzem von einem neuen kleinen mexikanischen Restaurant gehört, dass am Place Dupuy eröffnet hat. Das möchte ich sobald wie möglich ausprobieren. Glaubst du, muss man da vorreservieren?"

"Du, ich weiß nicht. Aber das "Le Bon Vivre" zum Beispiel nimmt Reservierungen nicht einmal an. Das brauchen sie nicht. Man muss da einfach hingehen und warten."

"Oh ja, da war ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Da muss ich unbedingt wieder mal vorbeischauen."

"Das Einzige was ich dort nicht mag ist, dass man den Aperitif zu früh serviert und dann gleich danach die Hauptspeise. Sie könnten damit wirklich ein bisschen warten."

"Ja, dann hat man gleich das Gefühl, dass die einen wieder loswerden wollen."

Nach 45 Minuten sind wir dann vom Thema Restaurants zum Thema "Wo kann man Essen einkaufen" übergegangen.

"Shrimps darfst du nicht beim Fruits de Mer kaufen, die sind da sicher paar Tage alt." (Wie konnte sie nur?!) "Hör mir zu! Du musst unbedingt die beim Fischmarkt bei Place des Carmes probieren! Du wirst nie wieder andere Shrimps essen wollen." (Ich esse keine Shrimps, ich mag keine Shrimps, wo ist mein Mann?)

Nach knappen 30 Minuten hatten sie das Thema Shrimps ausgiebig besprochen. Es war natürlich abzusehen, dass jetzt das Thema Fisch kommt. Somit weiß ich jetzt alles über: Thunfische, Aale, Zander, Dorsch, Kabeljau, Bachforelle, Regenbogenforelle, Adlerfisch, Blaufisch, Flussbarsch, Viktoriabarsch (Nilbarsch), Wolfsbarsch, Schwertfisch, Saiblinge, Atlantischer Lachs, Alaska-Seelachs, Sardelle, Hering, Karpfenfische, Kugelfisch, Seezunge, Rotbarsch, Seeteufel und über den Pangasius. Aber bei der Zubereitung von diesen Fischarten muss man natürlich auch die zu verwendenden Gewürze diskutieren, wo man welche Gewürze kaufen soll, welcher Wein dazupasst, wo man diesen Wein kaufen soll, welche Beilage verwendet wird, wo man am besten Basmati, Langkornreis, Naturreis, Risottoreis, Roter Reis, Sushi-Reis (Sushi-Reis??), Wildreis, bekommt und natürlich die verschiedenen Kartoffel- und Nudelarten (wo mein Gehirn einen kurzen Aussetzer hatte). Nach knappen 90 Minuten Food-Talk bin ich mit einem Lächeln und einem höflichen "Entschuldigt mich bitte kurz" aufgestanden um meinen Mann zu suchen, der im Nebenzimmer mit den anderen gerade die 6. Flasche Whiskey probierte. Endlich in besserer Gesellschaft. Auf der Heimreise fragte er mich wie es so bei den Mädels war. Natürlich gehe ich gerne Essen und ich lege auch Wert darauf, Qualitäts-Produkte einkaufen zu können. Aber ein und halb Stunden nur übers Essen zu reden war zu viel. In diesem Moment beschlossen wir, nicht zu viele Jahre in Frankreich zu verbringen.

Kommentiere diesen Post